Batterien – schon fast rentabel

Wer Batterien für den Stromhandel nutzt, kann im Sommer wohl schon (fast) Geld verdienen. Der Mantelerlass, welcher am 9. Juni zur Abstimmung kommt, beinhaltet weit mehr als ein paar grosse Wasser- und Solarkraftwerke. Mit der Entlastung von den Netzkosten für Speicher ohne Endverbraucher, entsteht schon bald eine Geschäftsmöglichkeit.

Mit dem Mantelerlass wird auch das Stromversorgungsgesetz in Artikel 14a dahingehend geändert, so dass Speicher ohne Endverbraucher künftig kein Netznutzungsentgelt mehr bezahlen müssen. Via Verordnung werden ebenfalls Speicher mit Endverbrauch entlastet. Sie erhalten für ins Netz eingespeiste Energie die mengenabhängigen Netzkosten zurückerstattet.

Wer eine Batterie als Geschäft betreiben möchte, muss also entweder dafür besorgt sein, keine Endverbraucher anzuschliessen oder aber die Batterie so zu nutzen, dass keine zusätzliche (meist teuren) Leistungsspitzen entstehen.

Die Geschäftsidee könnte nun sein, die Batterie bei tiefen oder negativen Spotmarktpreisen zu laden und ein paar Stunden später bei hohen Preisen den Strom wieder ins Netz einzuspeisen und zu verkaufen. Dieser Mechanismus ist gut planbar, da die stündlichen Preise am Spotmarkt immer am Vortag schon bekannt sind.

Entscheidend für den Erfolg sind somit die Investitionskosten inkl. Amortisation, die Langlebigkeit und Wirkungsgrade der Batterie sowie last but not least, die Häufigkeit einer interessanten erzielbaren Preisdifferenz zwischen Laden und Entladen.

Batterien im MWh Bereich kosten aktuell um die 560 CHF/kWh (Tesla Multipack), Batterien im kWh Bereich sind rund 50 CHF/kWh teurer (Tesla Powerwall). Die günstigste Batterie könnte aus ausgedienten Elektrofahrzeugen gewonnen werden. Unsere Schätzung liegt bei etwa 270 CHF/kWh.

Um eine möglichst hohe Lebensdauer und attraktive Preisdifferenz zwischen Laden und Entladen zu erhalten, entwickelte Enerprice eine Simulations-Software, welche für jeden Tag eines Jahres die attraktivsten Ladezeitpunkte errechnet.

Die Grafik unten zeigt eine Batterie mit 3-mal grösserer Kapazität als Leistung – oder mit anderen Worten dauert es 3 Stunden, bis eine vollständig entladene Batterie zu 100% geladen ist.

Abbildung 1: Gelber Punkt: Laden; Roter Punkt: Entladen, Grün: Ladestand

Für unsere Simulation verwendeten wir eine Batterie mit 3 MW Leistung und 9 MWh Kapazität. Simuliert wurden die Monate Juli 2023, November 2023 und Januar 2024. Für die Batterie wurde eine Lebensdauer von 7’000 Volllastzyklen und ein Wirkungsgrad von 95 % angenommen. Am interessantesten zeigte sich dabei der Juli, weil dort die Preisdifferenzen über den Tag verteilt am grössten waren – dies ist mit dem Hintergrund der starken Solarproduktion im Sommer einleuchtend.

Bei der günstigsten Batterie-Variante mit 270 CHF/kWh ergaben sich folgende Werte:

Monat SpotdatenJul 23Nov 23Jan 24Einheiten
Erzielter Einkaufspreis6.2347.9017.160Rp/kWh
Erzielter Verkaufspreis11.01012.18010.859Rp/kWh
Marge4.7764.2793.699Rp/kWh
Vollzyklen503531 
Lebensdauer121719Jahre
Gehandelte Menge450’000318’000276’000kWh
Kosten20’64615’53613’916CHF/Monat
Erlös21’49213’60710’209CHF/Monat
Gewinn846-1’928-3’707CHF/Monat
EBIT3.9%-14.2%-36.3%%

In der stark vereinfachten Annahme, dass keine weiteren Kosten für den Betrieb der Batterie anfallen, konnte dabei im Monat Juli ein EBIT von fast 4 % erzielt werden. Wintermonate hingegen wiesen beim reinen Handel schon immer Verluste aus.

Die gleiche Simulation führten wir mit einer kleineren Batterie von 13.5 KWh mit Kosten von 600 CHF/kWh durch.

Monat SpotdatenJul 23Nov 23Jan 24Einheiten
Erzielter Einkaufspreis 6.234 7.901 7.160Rp/kWh
Erzielter Verkaufspreis 11.010 12.180 10.859Rp/kWh
Marge 4.776 4.279 3.699Rp/kWh
Vollzyklen 50 35 31 
Lebensdauer 12 17 19Jahre
Gehandelte Menge 675 477 414kWh
Kosten 69 52 46CHF/Monat
Erlös 32 20 15CHF/Monat
Gewinn -37 -31 -31CHF/Monat
EBIT-113%-154%-203%%

Fazit:

Noch sind Batterien für den Tageshandel unwirtschaftlich, auch ohne Netzkosten. Die neuen Regelungen im StromVG werden es aber wohl bald schon erlauben, mit den immer günstiger werdenden Batterien Geld zu verdienen – zumindest bei ganz grossen Batterien. Zusätzlich kann davon ausgegangen werden, dass sie die Netzinfrastruktur nicht zusätzlich belasten, da die Strompreise bekanntlich  von der Nachfrage abhängen. Batterien können somit dazu beitragen, den Netzausbau auch lokal weniger schnell tätigen zu müssen. Geschieht der Handel jedoch in grossem Stil, werden die Preisdifferenzen am Spotmarkt wieder kleiner und das Geschäftsmodell stirbt.

Pumpspeicherkraftwerke kosten übrigens pro nutzbare kWh gut 10-mal weniger als chemische Batterien. Kein Wunder also, lässt sich seit Jahren gutes Geld damit verdienen!

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