Wenn 2034 mit Leibstadt das letzte AKW vom Netz gehen sollte, droht der Schweiz – auch bei Erreichen der Ziele der Energiestrategie 2050 - spätestens im Herbst 2035 der Blackout. Dies zeigen umfangreiche Simulationsrechnungen von Enerprice. Um dies zu verhindern, sind Massnahmen erforderlich. Eine Möglichkeit wäre, rund 20% mehr Importkapazität zu schaffen. Sollten die Nachbarn liefern, wären wir genügend gut versorgt. Möchten wir hingegen im Sommer Überschüsse produzieren und in den Winter retten, könnten wir dies mit zusätzlichen 1‘000 Windrädern, PV Anlagen auf jedem vierten Dach, 60 sehr grosse Biomassen Kraftwerken, 100 Stück der stärksten Power-to-Gas Werke sowie drei Gas-und-Dampfturbinen-Kraftwerke schaffen. Alternativ könnten auch Photovoltaikflächen im Umfang von 300km2 (0.75% der Fläche der Schweiz) sowie 15'000 der aktuell weltweit grössten Batteriespeicher gebaut werden. Technische Lösungen gibt es viele, nur genügt dies nicht.
Unsere Herausforderungen heissen Technik, Geschäftsmodelle und Recht.
Nur wenn in allen drei Feldern die Aufgaben gelöst werden, können wir auch im Jahr 2035 mit einer sicheren Stromversorgung rechnen.
Für die technischen Herausforderungen dürfen wir auf unser gutes Bildungssystem, unsere innovative Wirtschaft sowie auf internationale Lösungen vertrauen.
Auf uns selber gestellt, sind wir bei den Rahmenbedingungen. Es muss uns gelingen, aus den kommenden Entwicklungen und Gegebenheiten Profit zu schlagen. Sollten wir dies nicht schaffen, wird die verfügbare Energie schlicht und einfach zu teuer sein und die Konsequenzen für die Wirtschaft und die Arbeitsplätze werden entsprechend einschneidend ausfallen. Nicht alleine die Monopolisten, sondern die innovativsten Unternehmen überhaupt, sollen Modelle entwickeln können, um beispielsweise die Überproduktion von 33TWh, welche bei 300km2 PV-Fläche im Sommer anfällt, bei einem Jahreskonsum von 62TWh sinnvoll zu vermarkten. Damit sich solche Geschäftsmodelle entwickeln können, benötigen wir freie Energiemärkte dringend bereits heute und nicht erst morgen.
Der dritte Bereich, das Recht, ist dabei ebenso wichtig. Unsere Volkvertreter/Innen in Bern müssen durch offene und ehrliche Kommunikation den Rückhalt der Bevölkerung für Wege finden, welche auch künftig eine gesicherte und gleichzeitig kostengünstige Versorgung ermöglichen. Dazu zählen zweifelsohne Abkommen mit unseren Nachbarn über Energielieferungen, Lösungen um die Kosten der Netzinfrastruktur auf ein international konkurrenzfähiges Niveau zu reduzieren und nicht zuletzt Regelungen, welche die benötigten Infrastrukturanpassungen in der gegebenen Zeit überhaupt erst ermöglichen.
Die gute Nachricht dabei ist: Es ist machbar und wir haben es selber im Griff – wenn wir nur wollen!